Die Szene am Boxhagener Platz, dem hippen Berlin Friedrichhain, ringsum das wuselige Marktreiben, hektisch, aufgeregt, laut, daneben ein abgesperrter Strassenbereich.
———– Stille ———— drei Männer bei der Arbeit, Steinsetzer.
Gebeugte Haltung, der Unterarm auf den Oberschenkel gestützt, der Arm greift aus, wählt, dreht den großen Stein, unmerklich fast, wird er Stein angehoben, sacht wird er an die genau passende Stelle geschoben, passt sofort. Alles ohne unnötigen Aufwand, konzentriert, ruhig, ohne Hektik, fast mühelos sieht es aus. Schwerstarbeit ist es. Die Bäume wölben sich über ihnen, bilden ein Dach, wie in einer Kathedrale, eine Alltags-Meditation. Ich bin tief beindruckt.

Die Maler streichen meine Fenster: er steht auf der Leiter, macht mit der Leiter Schritte, die er wie verlängerte Beine nutzt, einen Schritt nach links, das ausgehobene Fenster wird auf dem Oberschenkel abgestellt, keine unnötige Kraftanstrengung. Morgens wird selbstverständlich auf der Schattenseite, nicht in der prallen Sonne begonnen. Die Hand ist vollkommen ruhig beim freien Strich am Glasrand, der Arm liegt auf.
Die Männer der BSR (Berliner Stadtreinigung): Alles läuft Hand in Hand, total im Fluss, genau abgestimmt, achtsam. Eine weiche Drehung mit dem Besen, Alles zusammengeschoben, kein Druck liegt auf dem Besenstiel, Rhythmus, locker.
Strassenarbeiter: Pause machen, während der Kollege den Sand anfährt,auf die Schaufel gestützt, dabei genau schauen was geschieht.
Wohnungsauflösung: Gemeinsam, eins zwei hopp, ein kurzes Nicken, er fasst mit an, zusammen etwas Heben, Abstützen, Drehen, Schieben ist immer besser als Heben.
Zum Essen hinsetzen, ——-Essen eben——–, nichts anderes gleichzeitig tun.
Pause ist Pause

Am Arbeitsende aufräumen, das mit Ruhe, Umschauen, ob Alles verstaut ist.

Sehe ich Menschen bei der handwerklichen, körperlich schweren Arbeit, fällt mir immer eins auf: alle gehen mit Belastung achtsam um, sonst würden sie ihren Beruf nicht lange ausüben können.
Ständige Regulierung, sich ausgleichen, dem eigenen Rhythmus folgen, stetig aber nie zu viel, gemeinsames Handeln, sich helfen, ganz ungewusst und natürlich.

Würdevoll, gute Arbeit. Ich zeichne sie gern, sage ihnen, wie sehr ich ihre Arbeit schätze, würdige sie.